Keine Zukunft war gestern. Punk in Deutschland

keine-zukunft-war-gesternIG Dreck auf Papier (Hrsg.):
Keine Zukunft war gestern
Punk in Deutschland

„Keine Zukunft war gestern“ zeichnet die Entwicklung des Punks in Deutschland nach. Das geschieht u. a. durch Essays, Interviews und biographische Porträts von (Ex-)Punks, vor allem aber durch die Dokumentation von Fotos, Fanzineartikeln, Songtexten, Platten- und Tapecover und anderen Szene-Erzeugnissen. Besondere Aufmerksamkeit genießen dabei die Themen D.I.Y. („Do It Yourself“) vs. Kommerzialisierung, Punk in den Massenmedien, Entstehung von Hardcore und die massive kommerzielle Verwertung von Punkrock ab Mitte der 90er Jahre.
Die Hrsg. und AutorInnen sind bzw. waren selbst als Fanzine-MacherInnen bzw. Band-Mitglieder in der Punk-Szene aktiv.

Empfohlen von den Toten Hosen: http://www.dietotenhosen.de/

„Was für ein Monument!!! Das Layout ist der Knaller. Man findet Tonnen von Flyerabbildungen, Covern, alten genialen Fotos, Zeitungsausschnitten, Fanzine-Covern, Umfragen nach den wichtigsten Bands aller Zeiten und und und …Sehr empfehlenswertes Teil!!! Der Hammer!!!“ Micha in: Plastic Bomb

„Das definitive Buch zum Punk in Deutschland.“ Stuttgarter Nachrichten

„Ein wirklich gelungenes Buch, was in keinem geschichtsbewussten Underground-/Punk-/Hardcore-Haushalt fehlen darf.“
Dolf in: Trust

„Gehört in jeden gut sortierten Haushalt, basta! Muss haben – Ausreden gibt es keine!“
Mani in: Pankerknacker

„Das Buch ist kein Buch, sondern ein Schinken. Ich hab es sogar gewogen: 1.480 Gramm, knapp drei Pfund, fast so schwer wie ein Neugeborenes. Und jedes Gramm davon ist seinen Preis wert. ‚Keine Zukunft war gestern‘ ist elementar, ein Buch der Basis, inhaltlich unterteilt in drei Blöcke. Im ersten Abschnitt wird die Entwicklung des Punks in Deutschland beleuchtet. Das ist den Autoren gut gelungen, weil die Mischung aus kurzen einführenden Texten, Fotos der Protagonisten oder Bilder von Plattencovern bzw. Konzertplakaten und den Erinnerungen von Punx/Ex-Punx auch Außenstehende anspricht. Man muss gar nicht viel Ahnung haben vom Punk. Meist wurde er in der Gesellschaft sowieso auf Schnorren, Saufen und Schlägerei reduziert. Dieses Buch vermittelt ein diffizileres Bild. Nicht, dass Schnorren, Saufen und Schlägerei unter den Tisch fallen würden oder nie stattgefunden hätten, aber es gibt ja noch andere Facetten, die den Punk ausmachen.
Aber auch für Insider ist dieser Schinken ein gefundenes Fressen. Die Punx der ersten Stunde sind heute im Schnitt 45 Jahre alt – ganz genau wie ich. Wenn man dann liest, wie sich die altgedienten Recken an die ganz frühen Anfänge erinnern, dann findet man sich selbst wieder. Eine schöne Reise nach ‚gestern‘, als es noch ‚keine Zukunft‘ gab.
Der zweite Block des Buches versammelt eine Reihe Essays zum Thema. Auch hier wird wieder deutlich, dass Punk nie konform war – dass er von jedem Member anders empfunden wurde. Während einer in der Antifa aufging, fuhr ein anderer die musikalische Schiene, während der Nächste mit bunten Haaren Drogenkarriere machte. Andere fuhren Skateboard, andere hockten in der Straight Edge und noch andere dokumentierten das Ganze in Form von Fanzines. Das wird hier sehr treffend dargestellt.
‚Keine Zukunft war gestern‘ ist ein Machwerk mit Meilensteincharakter. Es ist wunderbar zu schmökern, schon allein wegen der vielen hundert Illustrationen, die 30 Jahre Punk bündeln. Ein schönes Geschenk für alle, die einen Teil des Weges mit dabei waren oder immer noch auf dem Weg sind oder alle, die gerne mal andere Wege kennen lernen wollen.“
Jens Bredtmann in: Hanfblatt

„Niemand hatte am Anfang dieses Buches wohl nur die leiseste Ahnung, dass sich am Ende ein wahres Mammutwerk vom ‚Punk in Deutschland‘ erschaffen lässt. Aber der Zuspruch ehemaliger oder noch immer aktiver Szene-Menschen war so enorm, dass man sicherlich noch locker 100 Seiten hätte dranhängen können. Wichtig hierbei ist, es kommen keine bekannten Szene-Nasen aus Funk und Fernsehen zu Worte, sondern Leute von der Basis und für die Basis. Leute, die mit Punk (stein)alt geworden sind, die Punk als eine Lebenseinstellung ansehen und wo die Optik bei vielen heutzutage keine Rolle mehr spielt. Vielmehr kommt es darauf an, was ein jeder im Kopf hat und wie er gedanklich seinen ganz eigenen individuellen ‚Dreck auf Papier‘ bringt. Das ist in fast allen Fällen geglückt. Die Storys sind spannend, erzählen von einer anderen Zeit, als man als Punk entweder gefürchtet, gejagt oder zusammengeschlagen wurde. Gefährlich war es allemal, aber man war einfach in dieser merkwürdigen, total absurden Position, wo man sich auf besondere Art und Weise so unangreifbar fühlte, dass man das alltägliche blöde Hinterherglotzen der Spießbürger, die doofen Anmache-Sprüche auf der Arbeit und in der Schule oder die Wut-Attacken von Sauf-Prolls und Nazi-Opas in Kauf nahm. Man war frech, aufsässig, sein eigener kleiner Rebell und nannte die Dinge beim Namen. Keine andere Jugend-Kultur hat dies bis heute so klar und offensichtlich getan. Dieses Buch macht all das noch einmal unmissverständlich deutlich. Und ist aus diesem Grund das bisher beste Buch in Sachen ‚Punk in Deutschland‘. Ein Wahnsinns-Aufwand wurde betrieben, denn auch bei der Bebilderung hat man sich keineswegs lumpen lassen. Man spürt beim Aufschlagen einer jeden neuen Seite, mit wie viel Hingabe und Leidenschaft man an diesem Buch gearbeitet hat. Ich hoffe, ein Marcel Reich-Ranicki und eine Elke Heidenreich wissen dies auf der Leipziger Buchmesse im März 2009 ebenfalls zu würdigen!“
Ralf RealShock in: http://www.3rdgenerationnation.de/

„Endlich wird Punk einmal ‚breiter‘ dargestellt, finden sich eben nicht nur Berichte über die Künstlerpunk-Szene in den 70er Jahren. Hier finden Assi-Punks ebenso statt wie Straßenkämpfer und Musiker; ein schräger Vogel wie Sir Hannes von den Idiots kommt ebenso zu Wort wie Willi Wucher von Pöbel und Gesocks, der auf seine Art eh auch ein schräger Vogel ist. Punk gab’s eben in den 80er und in den 90er Jahren ebenso, und es gibt ihn heute ebenfalls.
Ein beeindruckendes Buch. Ein Buch, das jeder haben sollte, der sich mit Punk beschäftigt oder mal beschäftigt hat. Absolute Kaufempfehlung! Das beste Buch zu Punk in Deutschland!“
Klaus N. Frick in: enpunkt.blogspot.com

„Als Andi – seines Zeichens Erzeuger eines Blättchen, welches auf den amüsanten Namen Stuttgarter Scheißhaus-Journal im Berliner Exil hört – vor etlichen Monaten via E-Mail mit der Frage an mich herantrat, ob ich nicht Interesse hätte, an einem Buch über die Entwicklungsgeschichte der Punk-Bewegung in Deutschland mitzuwirken, staunte ich erst einmal nicht schlecht. Dieses Angebot klang einfach zu verlockend, um es auszuschlagen. Über den daraufhin eingerichteten E-Mail-Verteiler, in dem sich neben mir auch solch alte Szenehasen wie Arvind Batra (Pinhead-Fanzine), Mario Gafert (u. a. Frontmann der Punk-Kapelle Risikofaktor), der bereits erwähnte Andreas Kuttner, The Meia (u. a. Kanal-Kultur-, Der Tiefschlag- und Suburbia-Fanzine) oder Yvy Pop (u. a. Sängerin bei M.D.W., The Bambams, Porno Holocaust, Heroins und Popzillas) tummelten, wurde kurz und bündig abgeklärt, wer welchen Part unseres größenwahnsinnigen Monumentalwerkes in Angriff nehmen würde. Da meine Wenigkeit unter all diesen sehr umtriebigen Gestalten der Einzige ist, der auf real-sozialistischem Boden das Licht der Welt erblickt und seitdem fortwährend in der ‚Zone‘ sein Dasein verbracht hat, erschien es nur logisch, wenn ich mich dem Kapitel des DDR-Punks widmen würde. In mühevoller Kleinarbeit durchforstete ich also in den folgenden Wochen mein gesamtes Repertoire an passender Literatur – seien es nun Interviews in alten Fanzines, Zeitungsausschnitte oder gar ganze Bücher –, wertete Textpassagen rumpliger DDR-Punk-Liverecordings aus oder hockte – mit Stift und Zettel bewaffnet – informationslüstern vor der Glotze, während Dokumentarstreifen wie „Störung Ost“ oder „Ostpunk! Too much future“ über den Bildschirm flackerten. Das aus diesem DDR-Punk-Sammelsurium von mir verfasste Essay stellte alle Beteiligten nach vielen Stunden intensiver Arbeit und Recherche meinerseits letztendlich vollends zufrieden. Allerdings mussten wir alle unsere Ungeduld hinsichtlich der Veröffentlichung unseres Werkes noch etwas bezähmen, denn bis wir das Endresultat in der freudig zitternden Patsche halten durften, strichen noch viele, viele Monate grausamsten Wartens ins Land – ein solch umfangreiches Thema abzuhandeln, mit authentischem Bildmaterial auszuschmücken und layouten zu lassen, ist schließlich kein Akt weniger Minuten!
Am 10. Oktober 2008 war es dann endlich so weit – die Release-Party unseres Buches, dem wir nach einem Vorschlag von mir den Titel „Keine Zukunft war gestern – Punk in Deutschland“ verliehen haben, stand ins Haus! Euphorisch presste ich mich also an jenem Freitagabend in meinen zerbeulten roten Flitzer und düste voller Erwartungsfreude Richtung Hauptstadt. Als ich in den frühen Abendstunden schließlich in den Räumlichkeiten des Archiv der Jugendkulturen e.V. aufschlug, herrschte hier schon reges Treiben – im Vorraum des kleinen Veranstaltungssaales war bereits ein Verkaufstisch aufgebaut worden, an dem sich alle Lesewütigen sogleich kostengünstig mit dieser Neuerscheinung eindecken konnten, und auch hinter dem rechts im Raum postierten Tresen warteten schon einige helfende Hände auf durstiges Publikum – wer sagt schließlich schon nein, wenn sämtliche Getränke nur einen schlappen Euro kosten?! In den Reihen unserer HerausgeberInnengruppe – namentlich „IG Dreck auf Papier“ – hatte sich in den vorangegangenen Monaten mit The Secretarees sogar eine eigene Band herauskristallisiert, die die bevorstehenden Lesungen unplugged mit einigen alten deutschen Punk-Klassikern aufzupeppen gedachten. Obwohl das bunte Leserattenvolk eher schleppend den Weg zum Ort des Geschehens fand, platzte der Schuppen letztendlich doch fast aus allen Nähten. Nachdem also Dutzende von Punks und Punketten unterschiedlichsten Alters die Sitzreihen vor der ebenerdigen Bühne, auf der neben einem Schlagzeug u. a. auch zwei einladend aussehende Sofas thronten, geentert hatten, stimmten The Secretarees gekonnt die anwesende Meute mit dem Abwärts-Smasher „Computerstaat“ und dem Fehlfarben-Hit „Grauschleier“ auf die bevorstehende Lesung ein. Diesen beiden Klassikern deutscher Punk-Geschichte folgten einige kurze Zitate, die sich übrigens allesamt auch im Buch wiederfinden und an dieser Stelle live von Conny, Gaffa, Björn, Chris und Yvy vorgetragen wurden, in denen Punks ihre ersten – teilweise brüllend-komischen, weil naiv-trottelig-unbeholfenen – Gehversuche auf Szeneterrain rekonstruierten. Es ist doch immer wieder beruhigend zu erfahren, dass ich nicht der Einzige war, der sich in Sachen Punkrock hin und wieder recht dusselig angestellt hat und wohl einE jedeR von uns peinliche Leichen im Keller behütet. In der sich anschließenden Tonbandeinspielung gab Andi einen gut nachvollziehbaren Überblick, wie Punk Mitte bzw. Ende der 70er Jahre den Weg von der Insel nach fuckin` Germoney gefunden hat, die Deutschpunk-Bewegung im Jahre 1982 ihren Höhepunkt erlebte und sich Hardcore in der zweiten Hälfte jenes Jahrzehnts auch hierzulande allmählich durchzusetzen wusste. Bevor ein thematisch passend ausgewählter Tagesschaujingle samt ähnlich geartetem Zeitungsartikel zum Lesen einiger Passagen der im Buch abgedruckten Essays überleitete, gaben The Secretarees zur sichtlichen Freude aller Anwesenden „Rock`n`Roll Freitag“ von Hans-A-Plast und den Neurotic-Arseholes-Kultsong „Kalte Steine“ zum Besten. Gaffa, Yvy, Chris und ich bestritten in den sich nun anschließenden Minuten den Hauptteil der Lesung. Der Reihe nach lümmelten wir uns auf den kuscheligen Sofas herum und gaben einige Einblicke in die Essays „Punk zur richtigen Zeit“, „Punkettes don`t cry“, „Born in GDR“ und „Hardcore: Punk, die Zweite“, bevor Andi mögliche Entwicklungstendenzen in naher Zukunft auszumalen versuchte. Die Stücke „Lederhosentyp“ – wiederum von Hans-A-Plast – und „Zurück zum Beton“ von SYPH markierten den Übergang zum letzten Block der Release-Party, in der Gaffa auf der Bühne ein lockeres, hin und wieder etwas chaotisches Live-Interview mit Karin Dreier und Marcus Leicher führte. Nachdem das dargebotene Frage-Antwort-Spielchen aus Zeitgründen leider etwas mager ausgefallen war, eroberten abschließend The Statt-Matratzen die Bretter, die angeblich die Welt bedeuten. Mit Hilfe ihres erfrischenden, textlich weder allzu ernsten noch übertrieben kindischen Punkrocks strahlten die vier Berliner Mädels eine unglaubliche Spielfreude, ja eine fantastische positive Energie aus, so dass sie das mittlerweile natürlich stehende Publikum in Null-Komma-Nix um den kleinen Finger gewickelt hatten und somit den Abend gebührend ausklingen ließen. Ehrlicher Rotzgören-Punk, der stumpfsinnige Szenenormen bewusst ignoriert – yeah, das rockt!
Ein gemütlicher, keineswegs alltäglicher Abend, umgeben von netten Leuten anlässlich eines absolut empfehlenswerten Buches – tja, was will unsereins mehr?! Nachdem das gute Stück aufgrund anderweitiger Verpflichtungen einige Wochen lang leider etwas stiefmütterlich behandelt wurde, habe ich es innerhalb der letzten Tage förmlich verschlungen, obwohl unser Schmuckstück mit seinen satten 368 Seiten im A4-Format, die allesamt vollfarbig auf hochwertigem, robustem Glanzpapier gedruckt wurden, ein regelrechter Wälzer geworden ist! Auf den ersten Blick fällt natürlich erst einmal das reichhaltige, thematisch passend im gesamten Verlauf des Buches platzierte Bildmaterial auf, welches insgesamt über 600 (!) – teilweise sehr rare bzw. gänzlich exklusive – Abbildungen umfasst! Der Auswahl wurden hierbei keinerlei Grenzen gesetzt – neben Zeitungsartikeln aus der Bravo, dem Stern, dem Spiegel oder verschiedener Tageszeitungen, Unmengen bislang unveröffentlichte Privatfotos – hauptsächlich von Konzerten und Partys –, äußerst interessanten Originalartikeln teilweise steinalter Punkrock-Gazetten, ersten Mailorderlisten, ausgewählten Songtexten alter Klassiker, Flyern und Eintrittskarten finden sich natürlich auch unzählige Coverbilder unterschiedlichster deutscher Punk-Tonkonserven und -Fanzines in diesem kunterbunten Sammelsurium wieder, an dessen breit gefächerter Vielfalt ich mich gar nicht richtig satt sehen kann! Dank einigen Punks und Punketten der ersten Generationen, die für dieses Buchprojekt bereitwillig die Pforten zu ihren umfangreichen Sammlungen und Archiven geöffnet haben, konnte neben der inhaltlichen auch problemlos die optische Zeitreise in die über 30 Jahre zurückreichende Geschichte der deutschen Punkbewegung in Angriff genommen werden!
Das Buch selbst untergliedert sich in vier große Bereiche. Der erste, 185 Seiten umfassende Teil widmet sich der chronologischen Aufarbeitung hinsichtlich Entstehung und Entwicklung der deutschen Punk-Szene. Ausgehend von dem Jahr 1976 werden im Rahmen von zehn Kapiteln die einzelnen, in der Regel einen Zeitraum von zwei bis vier Jahren umfassenden und für die Bewegung bedeutsamen Ereignisse, Neuerungen, Tendenzen oder Spaltungen in einem kurzen Text überblicksartig beleuchtet – lediglich den Chaostagen in Hannover in den Jahren 1994 und 1995 wurde hierbei ein eigenständiges Kapitel gewidmet. Untermauert werden die in dieser Zusammenfassung gewonnen Erkenntnisse durch zahlreiche, sich dem Text anschließende Aussagen vieler bekannter Szene-AnhängerInnen – so z. B. Klaus N. Frick vom EnPunkt-Fanzine, Patti Pattex von Cut My Skin, Fabsi von Die Mimmis, Willi Wucher von Pöbel und Gesocks, Tommy Molotow von Molotow Soda oder Schlaffke von Schließmuskel. Dabei ist es hin und wieder recht erstaunlich, welche Parallelen sich z. B. bei der Sozialisation hin zum Punker bzw. zur Punkette feststellen lassen, aber auch, wie weit die Meinungen gegenüber szenerelevanten Ereignissen und Tendenzen teilweise auseinanderdriften. Hierbei werden einzelne Schlüsselerlebnisse wie die gemeinschaftliche Randale von Punks und Teds im Nobelviertel Hamburg-Pöseldorf am 3. Mai 1980 oder die – ebenfalls in der Hansestadt stattgefunden – Auseinandersetzungen während des The Clash-Gigs nur wenige Tage darauf ebenso berücksichtigt wie tiefergreifende Entwicklungstendenzen innerhalb der Punk-Bewegung. So kann u. a. ausführlich nachgelesen werden, inwiefern neue, aus dem Ausland stammende Punk-Spielarten stilbildend auf deutsches Punk-Terrain eingewirkt hat – beispielhaft seien an dieser Stelle nur das Aufkeimen und Überschwappen der Oi!-Bewegung, die Auswirkungen der zweiten, musikalisch wesentlich härteren Punk-Welle in England – remember The Exploited, Discharge oder GBH – oder das nur wenige Jahre später aufkommende, amerikanisch geprägte Hardcore-Movement zu nennen. Es wäre jedoch die reinste Farce, all die eigenständigen Stilrichtungen, die von frustrierten, gelangweilten Kids innerhalb hiesiger Gefilde ausgebrütet wurden, gegenüber den soeben erwähnten ausländischen Einflüssen stillschweigend zu übergehen. Demnach werden weder klassischer Deutschpunk – Ein Hoch auf Slime, Daily Terror, Hass, Canalterror und Konsorten! –, noch die sich aus der Punk-Szene herauskristallisierende, aber sehr zahnlose und aus diesem Grund vermarktungsfähigere Neue Deutsche Welle oder der Ende der 80er Jahre mit Bands wie Die Ärzte, Die Toten Hosen, Die Mimmis oder Die Abstürzenden Brieftauben entstehende Fun-Punk-Sektor ausgespart. Darüber hinaus bleibt auch eine weiterführende Thematisierung der für die Punk-Szene entscheidenden Konsequenzen des Berliner Mauerfalls nicht aus – so z. B. der ekelhafte Rechtsruck im Land, der in Pogromen wie dem in Rostock-Lichtenhagen gipfelte und dessen Auswirkungen auch heute noch zu spüren sind, oder andererseits die regelrechte Reunion-Welle alter Deutschpunk-Haudegen – ich erinnere nur an Canalterror –, die es nun auch den ehemaligen DDR-Punks ermöglichte, ihre westlichen Heroen einmal live erleben zu dürfen.
Anschließend werden im zweiten Teil des Buches auf 108 Seiten verschiedene Thematiken, die in direkter Verbindung zur (deutschen) Punk-Bewegung stehen, zumeist sehr ausführlich in Form von insgesamt neun Essays abgehandelt. Als schreibwütiger Zeitgenosse hat sich bei diesem Unterfangen The Meia herausgestellt, der gleich drei Aufsätze beigesteuert hat, die sich inhaltlich mit dem Übergreifen der Punk-Bewegung auf Deutschland sowie der daraus resultierenden Entstehung einer eigenen Szene hierzulande, dem später aufkeimenden und intensiv von Meia durchlebten Hardcore-Movement sowie den uns allen bekannten Querelen zwischen Nazi-Vollpfosten und antifaschistisch engagierten Punks beschäftigen. Trotz der Tatsache, dass er die mit Abstand längsten Essays in die Tastatur gehackt und selbige mit einer enormen Informationsfülle ausgeschmückt hat, wirkt sein Schreibstil im Gegensatz zu anderen Beteiligten zuweilen leider etwas trocken. Dennoch habe ich es sehr begrüßt, dass dank seines letzten Aufsatzes auch die politische Komponente, die zumindest einem Teil der Szene innewohnt, nicht ausgespart blieb und somit die Gelegenheit gibt, damalige Verhältnisse der Gegenwart gegenüberzustellen und mögliche Entwicklungen festzustellen – seien es nun Auftreten und Vorgehen seitens braun gefärbter Dumpfbacken oder das dagegen ausgerichtete Aktionsrepertoire fitter Punks. Ein weiteres und keineswegs minder wichtiges Kapitel der Bewegung haben Blanka Wahnsinn, Yvonne Asel und Yvy Pop in ihren Essays angerissen, die mit ihren recht aussagekräftigen Titeln – ‚Punkettes don`t cry‘, ‚Als Punk-Frau unterwegs in den 90ern‘ und ‚Dorfpunkerin‘ – klipp und klar die Richtung angeben, wohin dieser Punkrock-Express fährt. Wie unschwer zu erahnen ist, widmen sich alle drei Essays der Frage, wie sich die Empfindungen bzw. Erfahrungen von Mädchen und Frauen gestalten, die sich in die eher von Männern dominierten Punk-Szene einreihen. Unterhaltsam und immer wieder zum Schmunzeln anregend wird unverblümt aufgedeckt, wie stark große Teile der Punk-Szene der restlichen Gesellschaft ähneln bzw. ihr gänzlich gleichen, wenn das heiße Eisen der Rollenverteilung bzw. des -verhaltens zwischen Männlein und Weiblein angefasst wird. Wer mit offenen Augen und Ohren durch’s Leben trottet, wird ohnehin bestätigen können, dass auch der Punk-Sektor in punkto Hierarchie, Sexismus, Unterdrückung und Oberflächlichkeit keineswegs geizig ist – egal, ob nun Mann oder Frau!
Der dritte und somit zugleich vorletzte Abschnitt des Buches beinhaltet auf 41 Seiten sechs Interviews, die von Arvind und Andi mit sechs Punks geführt wurden, die größtenteils der ersten Punk-Generation Deutschlands entstammen, heutzutage immer noch mehr oder weniger mit der Szene am Hut haben. Neben Karin Dreier und Marcus Leicher wurden Mini Rawilli, Rudi Krawall, Shaka und Sir Hannes Smith über ihre ersten Berührungen, ihre Erfahrungen, Erlebnisse, Auffassungen und Gedanken gegenüber Gevatter Punkrock ausgequetscht.
Der sich anschließende und dem Buch den letzten Feinschliff verpassende Anhang untergliedert sich in mehrere Bereiche. So wurden beispielsweise 144 Szene-Angehörige befragt, was für sie die zehn wichtigsten deutschen Punk-Bands, die zehn bedeutendsten Punk-Alben Deutschlands, die zehn wichtigsten Punk-Bands weltweit sowie die zehn wichtigsten Punk-Scheiben auf internationaler Ebene sind. Dass Slime mitsamt ihrer ersten LP sowie die Sex Pistols mit ihrem Album „Never mind the bollocks“ diese Rangliste anführen, dürfte leicht zu erraten sein, oder? In dem darauf folgenden Punk-Kalendarium wurden – beginnend im Oktober 1972 bis in die Gegenwart hinein – die für die Punk-Bewegung bedeutendsten Ereignisse kurz und bündig in chronologischer Form aufgeführt. Tja, die letzten Seiten dieses kleinen Meilensteins werden durch ein obligatorisches, sehr ergiebiges Literaturverzeichnis sowie einige biografische Informationen hinsichtlich aller Mitwirkenden bestritten. Zusammenfassend kann ich also guten Gewissens festhalten, dass „Keine Zukunft war gestern – Punk in Deutschland“ in dieser Form einfach einzigartig ist – noch nie zuvor gab es ein Buch, welches derartig umfassend und vielseitig in Text wie auch Bild die Entstehung und Entwicklung der deutschen Punk-Bewegung mit all ihren Höhen und Tiefen rekonstruiert, ohne dabei jedoch den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben! Auch wenn das gute Stück mit seinen 28 Euro Kaufpreis auf den ersten Blick recht teuer erscheinen mag, so ist dieses Buch jeden einzelnen Cent wert – versprochen!“
Jan Sobe in: Proud to be Punk-Fanzine

Praller Dreipfünder!
Klaus Farin vom Archiv der Jugendkulturen in Berlin hat es ein weiteres Mal geschafft, mit ‚Keine Zukunft war gestern – Punk in Deutschland‘ einen enormen, großformatigen Wälzer zu produzieren, der im wesentlichen mit Beiträgen ‚Überlebender der Punkzeit‘ und immer noch aktiven Elementen dieser Szene angefüllt ist.
In drei Abschnitten (Geschichte/Essays/Biographien) kommen hier Punker, Ex Punker und Jugendkulturforscher auf 350 Seiten zu Worte und erklären das Phänomen ‚Punk in Deutschland‘ wohlbebildert, umfangreich und ebenso spannend wie interessant.
Ein vorbildliches Lese- und Bilderbuch für die Zuspätgeborenen und ein fulminantes Gutenachtgeschichten-Buch für nimmersatte Ewiggestrige. Ganz weit vorne, der pralle Dreipfünder!!!
Andrew Uhlemann in: www.triggerfish.de

„Was für ’ne Bibel hier zusammengezimmert wurde. Erinnert vom Aufbau her an solche Dinger wie ‚Please Kill me‘ von Lega Mc Neil oder auch ‚Punk Rock‘ von John Robb, ist aber geradezu verschwenderisch illustriert. Viele Punks/Ex-Punks kommen zu Wort. Die Szene schreibt über sich selbst, und das ist wohl die Stärke des Buches. Für alle Ex-Punks, Noch-Punks und bald Punks zu empfehlen, aber auch für jeden, der sich einen Überblick über Punk in Deutschland verschaffen will.“
Mario in: www.motorfm.de

„Lesenswert: Der alte rebellische Geist lebt in vielen Texten und Bildern wieder auf.“ Hartmut
Horstmann in: Westfalen-Blatt

„Unzählige Konzertfotos, Flyer, Plattencover und Fanzineausschnitte sorgen dafür, dass dieses Buch nicht nur textlich einen vielseitigen Rückblick auf die Entwicklung des Punk in Deutschland liefert, sondern auch visuell einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt, der zu stundenlangem Blättern und Stöbern einlädt und das großformatige Erscheinen des Werkes zu nutzen weiß.
Auch wenn das Buch allein schon durch sein Format und sein Gewicht andeutet, wie viel es zur Punkbewegung in Deutschland erzählen und berichten kann, so erhebt es lobenswerterweise keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es liefert Einblicke und Ausschnitte auf eine äußerst kompetente und glaubwürdige Art, ohne dabei die Geschichte des Punk erzählen zu wollen. Das Literaturverzeichnis weist vielmehr auf weitere Quellen hin, die dabei behilflich sein dürften, sich ein eigenes Bild über die Entwicklung und Geschichte dieser Kultur zu machen. Dass dieses Bild niemals vollständig sein wird, kann dabei ja durchaus positiv gelesen werden … Sehr gut gefallen hat mir auch, dass wissenschaftliche Arbeiten mit in die Bibliographie aufgenommen wurden, die das Archiv der Jugendkulturen zu den Themen Punk, Hardcore und Straight Edge versammelt. Es zeigt, wie vielfältig die Herangehensweisen an das Phänomen Punk sein können und dass es mit dem Archiv in Berlin einen Ort gibt, an dem diese versammelt werden. Einen Besuch dieser Institution kann ich daher allen, die nur ansatzweise an (Jugend-)Kultur interessiert sind, nur wärmstens empfehlen. Bei der Gelegenheit könnt ihr dann auch gleich „Keine Zukunft war gestern“ erwerben: Es lohnt sich!“
Konstantin Butz in: www.allschools.de

„Das bisher beste Bilderbuch zum Thema Punk!“
Anne Hahn in: Kalaschnikow

Das Buch ist online im Shop erhältlich.

Schreibe einen Kommentar

Visit Us On FacebookVisit Us On Twitter